Der große Tathagata:
Lockruf aus dem lodernden Flammenhaus

Kommentar: Eine Liebes-Erklärung

Teil 3: Kommentierung der einzelnen Kapitel
IX/X. Die doppelte Ent-Äußerung der göttlichen Dreifaltigkeit des „Ochsen-Hirsch-Zickleins“:
erst des Hirschen aus dem Ochsen – dann des Zickleins aus dem verscheidenden Hirschen

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Der Bodhisattva-Weg des ewigen Tathagata: der Weg der Niederkunft des göttlichen Christus?

(056) Kapitel IX und X (011d) der vorliegenden Parabel schildern den Gang des großen Tathagatas, des Ewig-Vaters selbst – im Zuge einer zweifachen Entäußerung – zu all Seinen Kindern: zunächst zu Seinen himmlischen Kindern (den Hirschen) in die Himmelswelt, dann zu Seinen irdischen Kindern (den Zicklein) in die Erdenwelt.

Diese Schilderung ist dem zweiten Gleichnis des Buddha entlehnt, wie es in Kapitel IV der „Lotos Sutra“ überliefert ist und das erstaunliche Parallelen zu Jesu Gleichnis vom verlorenen Sohn aufweist. A Dieses zweite Buddha-Gleichnis schildert (jedoch – über das Gleichnis Jesu hinaus – überdies), wie der barmherzige Vater – der große Tathagata selbst (!) – sich all Seines königlichen Prunkes entledigt, Seinen Herrlichkeitspalast verlässt, `Knechts-Gestalt´(!) B1  annimmt und in die entlegensten Tiefen hinab steigt, C1 um die Kluft zu Seinem von Ihm entwöhnten Sohn, D der schon nichts mehr über seine königlichen Ursprünge weiß E und gar Angst vor seinem Vater, dem All-Beherrscher, hat, zu überwinden, F indem Er sich Seinem Kleinen – zunächst unerkannt G – als einer Seinesgleichen annähert H und schließlich dessen Herz wieder gewinnt. I

Tathagata, der ewige Buddha, selbst erklärt in der „Lotos Sutra“ (in Kapitel XVI, „Die Lebensdauer des Tathagata“) J1 von sich:

„In Meiner Jugend bin Ich in den hauslosen Stand getreten
und habe die höchste vollkommene Erleuchtung erlangt. K
Aber in Wirklichkeit ist Mein Leben unermesslich,
unzählige Weltzeitalter:
beständig bleibt es,
nicht erlischt es. L

Ihr guten Söhne alle:
Das Leben,
seit Ich ursprünglich den Bodhisattva-Weg J2 einschlug und vollendete,
quillt schon unermessliche, unbegrenzte Hunderte von Tausenden
von Zehntausenden von Weltzeitaltern überall hervor;
und Mein Bodhisattva-Weg ist bis heute noch nicht erschöpft.“

Dies legt nahe, dass der große Tathagata diesen Weg der Entäußerung in den hauslosen Stand einer Knechtsgestalt schon vor unzähligen Weltzeitaltern angetreten hat und seit Anbeginn der Schöpfung, ja, schon von der anfangs-losen Ewigkeit her, geht. C2 Dies freilich erinnert auch an die Entäußerung Christi, wie sie schon in dem Christus-Hymnus der Urchristenheit besungen wurde, B2 und legt die Vermutung nahe, dass der ewige Tathagata kein anderer als der himmlische Christus ist.

Christus oder Tathagata – vielleicht nur zwei verschiedene Namen M für ein und die selbe göttliche Person voll mitfühlender, selbstloser, bedingungsloser, unbedingter, unverlierbarer Liebe, die – in welcher Gestalt auch immer wir Sie verehren mögen N – unser aller Erlösung ist? O

Tathagata jedenfalls hat Seinen Bodhisattva-Weg in die Entäußerung also schon seit Urzeiten angetreten, durch den Er Sich Seiner Göttlichkeit entledigt hat, in den hauslosen Stand getreten ist und Knechtsgestalt eines Geschöpfes (unter Gott) angenommen hat. Eine ähnliche Entäußerung wird ebenso auch von Christus geglaubt. B3 

Eine `doppelte´ göttliche Entäußerung –
erst in den himmlischen, dann in den irdischen Bereich

(038a) (038b) Sieht man Tathagata und Christus in eins, dann dürfte bzw. müsste die Entäußerung Gottes im Sohn allerdings kein punktuelles Ereignis sein, dass sich die ewige universale Gottheit aus der Ewigkeit heraus quasi blitzartig in eine winzige menschliche Eizelle gegeben hat. Dann müsste diese sogenannte `Inkarnation´, die `Fleisch-Werdung´ des universalen Gottes-Geistes P vielmehr den Schlusspunkt einer Bewegung setzen, die in Form einer Niederkunft aus der Ewigkeit durch alle Vorzeiten reicht. C3 Folgendes wäre denkbar:

Der Vater und Schöpfer-Gott entäußert sich im Zuge der Erschaffung Seiner Schöpfung zuerst in ein himmlisches Geschöpf, Q1 mit dessen Aufgehen als Licht der Welt die alles verfinsternden Chaosfluten aus der `Tiefe´ – dem Mutterschoß der teuflischen `Tiamat´ – zurück gedrängt werden und – durch die Scheidung der Mächte von Licht und Finsternis – der Kosmos wieder geordnet und erleuchtet wird. R Gott entäußert sich also (aus Seiner transzendenten Unsichtbarkeit heraus) zuerst in einen (zunächst in den Engels-Himmeln sichtbaren) schöpfungs-immanenten geschöpflichen Unter-Gott, einen Gott von Gott, der sodann – von oben nach unten – alle Himmel durchschreitet, S und sich als der alttestamentliche „Engel des Herrn“ von Himmlischen wie Irdischen als vollwertiger Gottes-Repräsentant und Gott selbst anbeten lässt. T1 (044) Dieser stellt auch den himmlischen Melchisedek, mit dem Christus sich identifiziert, der schon Abraham Brot und Wein gereicht hat, wie Jesus später das Abendmahl. U Dieser himmlische Hohepriester soll – dem irdischen Jesus gleich – in den Himmeln den selben höchsten göttlichen Priesterdienst ausüben wie Christus, der – wie alle Christen glauben und bekennen – nur in der Selbst-Aufopferung für alle liegen kann. V 

Die Inkarnation Christi – eine Re-Inkarnation?

Die Lebenshingabe des himmlischen Melchisedeks, des prä-existenten himmlischen Christus und „Engels des Herrn“ (der bezeichnender Weise im Neuen Testament als Gottes-Repräsentant auch nicht mehr auftaucht) in den Himmeln wäre dann die Voraussetzung für die Inkarnation, die Fleischwerdung Christi, die dann im wahrsten Sinne des Wortes eine Re-Inkarnation, die Wiedergeburt in Gestalt eines anderen Wesens, einer völlig anderen, neuen, irdischen Person – wie aus dem Nichts und ohne jede (irdische) Vorgeschichte – wäre, W dessen Leben aber – in Folge der Vorsehung Gottes – von Anfang an unter dem Segen einer besonderen göttlichen Aus-Erwählung als der Knecht Gottes stand. X1/AE1

Eine doppelte göttliche Entäußerung
hilft bei der Klärung der Verhältnis-Bestimmung zwischen göttlichem Vater und Sohn

Diese Deutung der prä-existenten himmlischen Vorgeschichte des irdischen Jesus könnte auch einen alten Streit beilegen, der das Christentum (- infolge vordergründig scheinbar widersprüchlicher Schriftzeugnisse Q2/Y1 -) fast ein ganzes Jahrtausend in die Zerreißprobe gestellt hat und der z.T. bis heute noch anhält: Ist Christus nur ein (mit der Erlösung betrautes auserwähltes geschöpfliches) himmlisches Engelswesen Q3 oder Gott, der Schöpfer und der Vater, selbst? Y2 Christus ist dann Gott, der Vater selbst, C4 der sich aber (in Seiner Liebe zu Seinen Kleinsten) schon vor Urzeiten in ein sub-ordiniertes (Gott unterstelltes) Engelswesen ent-äußert hat Z und in diesem `hauslosen Stand´ entäußerter Sub-Ordination (unter sich selbst) als „Gott von Gott“ AC1 verbleibt, bis Er alles wieder sich zugeführt hat, um in Sein übergeordnetes ureigentliches Sein wieder ein- und in Ihm aufzugehen: AA

In manchen biblischen Schriftstellen wird Christus nämlich als das erste himmlische Gottes-Geschöpf beschrieben, in und mit welchem die Erschaffung der unsichtbaren Schöpfung durch den Allmächtigen ihren Anfang nahm (vgl. 071a). Q4 Dies warf bald die Frage der Verhältnis-Bestimmung zwischen dem Gott-Vater und dem Gottes-Sohn auf, die das Christentum fast ein ganzes Jahrtausend in die Zerreißprobe stellte: AB1 Ist Jesus Christus nur ein Unter-Gott, AC2 ein Gottes-Sohn im Sinne eines (wenn auch heraus-ragenden, so doch nur) von Gott erschaffenen (und besonders auserwählten) göttlichen Engelswesens, AD oder gar nur ein von Gottes Geist besonders beseelter menschlicher Prophet AE2 (Arianer, Islam) AF oder aber tatsächlich der inkarnierte, Fleisch und Blut, Mensch gewordene höchste Gott selbst, gänzlich eins und identisch mit dem Vater, ja, ein und die selbe Person, der Schöpfer und Ewig-Vater selbst, der (zum Geist und dann) zum Sohn, zum (göttlichen) Geschöpf und (dann zum) Mensch, geworden ist (Unitaristen)? Y3

In diesem Zusammenhang stellte sich auch die Frage: Wo, was war der vor-geburtliche Christus? War jener Logos AG die (von den Gnostikern verehrte) „Sophia“, die „Weisheit“ (im Sinne einer femininen göttlichen Emanation, eines göttlichen Ausflusses – einer weiblichen Gottheit), in der Gott alles erschaffen hat und die vor Ihrer Niederkunft zur Erde alle jenseitigen Himmel durchschritten haben soll?  AH Und in welchem Verhältnis steht jene prä-existente Christus-Gestalt zu dem mysteriösen „Engel des Herrn“, der sich – als vollwertiger Gottes-Repräsentant regelrecht Gott gleich! – als der `eine´, einzige verehrungswürdige Gott „JHWH“ anbeten ließ? T2

Dieses spannungsreiche Christus-Mysterium ist bis heute selbst auch innerhalb des Christentums nicht abschließend gelöst: AB2 Ist Christus nun Gott der Schöpfer und Vater selbst Y4 oder nur ein Gott unterstelltes göttliches Geschöpf? Q5 Für beide Ansätze nämlich gibt es einschlägige Textbefunde in den biblischen heiligen Schriften.

Diese Erzählung geht – angeregt durch die Bekundung des großen Tathagata, schon vor Urzeiten in den `hauslosen Stand´ der Entäußerung getreten zu sein – den Kompromiss: AI Der Ewig-Vater und Schöpfer selbst Y5 wurde zuerst zu einem göttlichen, einem himmlischen, Q6 und später schließlich (noch) zu einem irdischen Geschöpf. X2

Der Vater selbst Y6 entäußert sich B3 zuerst in ein himmlisches Geist- und Engelswesen, Q7 in den (zunächst prä-existenten) Sohn, der sich in dem einen – einmaligen! – Priesterdienst des Melchisedek zuerst als Himmlischer für die Himmlischen opfert, wie sodann (- nach einer weiteren Entäußerung im Zuge des Todes als dieser himmlische Christus -) als der irdische Jesus für die Irdischen. AJ

So liegt gleichsam die menschliche Existenz des irdischen Jesus eingebettet zwischen dem Tod des prä-existenten und der Auferstehung des nach-österlichen himmlischen Christus, AK der – engels-gleich – Geist Gottes ist, AL und die überirdische Existenz dieses himmlischen Christus wiederum liegt zwischen dem Tod des Gott-Vaters (- Seiner all- und alleinwirksamen Gottheit nach, die sich in ein göttliches, allen anderen entstehenden Gottes-Söhnen gleiches Engels-Geschöpf entäußert, AM worin die Entstehung der ganzen himmlischen wie irdischen Schöpfung begründet ist [vgl. 071b] AN -) und der Auferstehung und Wiedergeburt des Vaters als „Gott, alles in allem“ – (wenn der himmlische Christus, nachdem Er in sich die ganze Schöpfung wieder geeint, sich einverleibt und in sich zusammengefasst hat, AO wieder in den Gott-Vater ein- und aufgeht, auf dass dieser (wieder) sei alles in allem]: AP

Der irdische Jesus tut damit auf Erden allein das, was Er ebenso Seinen Gott-Vater in höheren Regionen und größeren Zusammenhängen, als himmlischen Christus in den Himmeln tun sieht AQ – und die Passion Jesu auf Erden ist nur die `Spitze des Eisberges´: nur eine zeitlich-geschichtlich-punktuelle Offenbarung, Enthüllung einer göttlichen Agonie, die – um es mit dem Worten des Physikers und Mystikers Plaise Pascals zu sagen – vom Anfang bis ans Ende dieses Äons andauern wird. AR

Es ist ein ewiges Christus-Geschehen der ganzen göttlichen Dreifaltigkeit, die als Vater, dann als Geist, dann als Sohn Ihr göttliches Leben vollends hingibt, um all Ihren Geschöpfen – den himmlischen wie den irdischen – göttliches Leben zu eröffnen AS und sie in dieses Ihr göttliches Leben mit hinein- und aufzunehmen. AT So bringt es auch das russische Kreuz mit drei Querbalken zum Ausdruck: Es erleidet nicht nur Jesus für unser Leben den Tod, sondern in und mit Christus die ganze dreifaltige Gottheit, die in Ihrem drei-einigen Wesen nichts als Christus-Natur selbstlos sich für alle aufopfernder Liebe ist. AU

Eine doppelte Ent-Hüllung des tiefsten Inneren der göttlichen Liebe

Zugleich ist diese doppelte Entäußerung eine zweifache Enthüllung und vollumfängliche Offenbarung des inneren Gotteswesens: AV Er, der Gott über alles – über Irdische wie Himmlische, ist zugleich in Seinem Innersten allen Seinen himmlischen wie irdischen Kindern in allem gleich, und weiß darum um alles:  AW Er ist der Engel aller Engel – mit einer Engelsgeduld, AX und das Menschenkind aller Menschenkinder, des Menschen Sohn, AY Inbegriff menschlichster (Mit-)Menschlichkeit – der Mensch (schlechthin und ansich) AZ – und damit die Ur-Identität und letzte Bestimmung von allen Gottes-Geschöpfen und Kindern (vgl. 084c).

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  1. ↑A vgl. Lukas 15,11-32
  2. ↑B1 ↑B2 ↑B3 vgl. Phil 2,6-8
  3. ↑C1 ↑C2 ↑C3 ↑C4 vgl. Luk 15,4.20; Jes 63,19/64,1; Joh 1,14; 8,23; 3,31; 14,8-9; 16,27-28; 17,8; Luk 1,78; Mi 5,1; Hebr 4,14-15
  4. ↑D vgl. Eph 2,1-3; I Petr 4,3; II Petr 2,12-14.17-19.22; II Kor 4,4; Joh 8,23.44
  5. ↑E vgl. Jer 2,13; 17,13; Joh 5,18; 10,33-35; Luk 4,4; Act 17,27-28; Hebr 2,11; Joh 20,17
  6. ↑F vgl. I Joh 4,18; Röm 8,15-16; Gal 4,6; Mt 6,9; 5,45; 18,14
  7. ↑G (072a) (072b) vgl. Joh 1,26; Ijob 9,11: Christus kam und kommt zu uns in vielfältiger Weise, darum meinst unerkannt: nicht nur unmittelbar – durch Seine Inkarnation, in der mensch-gewordenen Person Jesu (Joh 1,14; Kol 1,19-20), sondern auch ebenso und viel vollumfänglicher, universaler mittelbar – durch Seine Inspiration, Seinen Geist (vgl. Joh 1,9; Hebr 1,1-2; I Petr 1,11-12; II Petr 1,19-21) in vielen geist-beseelte Personen in allen Regionen und Religionen, in denen Er selbst (gleich Vishnu in seinen Avataren [vgl. Bhagavadgita IV, 6-9] – oder die göttliche Weisheit in Ihren Propheten [vgl. Weisheit 7,27; 10,16]) wirkt, hindurch strahlt und menschliche Gestalt gewinnt (vgl. Röm 3,29; 2,14-15.28-29; II Kor 13,5; Eph 2,17-19; Kol 1,19-20; 2,27-29; 2,9-10; 3,3-4; Gal 4,19).
     
    So besingt es auch das Weihnachtslied „Alle Jahre wieder (kommt das Christus-Kind)“: „Steht auch dir zur Seite, still und unerkannt, dass sein Trost dich leite an der lieben Hand.“

  8. ↑H vgl. Phil 2,7; Röm 8,3; Hebr 2,14.17; 4,15; 5,7-8
  9. ↑I vgl. II Kor 5,18-20
  10. ↑J1 ↑J2 Das annähernd wörtliche Zitat fasst mehrere Tathagata-Bekundungen des o.g. Kapitels zusammen. Der Bodhisattva-Weg meint den selbst-losen Verzicht eines zur Vollendung gelangten Buddha auf ein glückseliges Dasein im ewigen himmlischen Nirvana, um anderen durch persönliche Begleitung auf ihrer Pilgerschaft zu diesem großen letzten Ziel zu helfen. Vgl. hierzu XX./ 037!
  11. ↑K Auch Buddha verließ – dem großen, göttlichen Tathagata gleich – und von Ihm beseelt, seinen königlichen Palast, und trat in den `hauslosen Stand´ eines Mönchs-Daseins voll Entbehrung und Kasteiung, um Erlösung für alle Welt zu suchen. Hierin zeigt sich seine Herzens- und Wesensverschmelzung mit dem ewigen Tathagata, der durch Siddharta Gautama ein erstes menschliches Gesicht bekam. Vgl. Gal 2,20; 4,19; Luk 10,16; Joh 1,8-9; Phil 2,15, sowie Anmerkungen zu G / 072a!
  12. ↑L Margareta von Borsig schreibt hierzu (in „Interreligiöser Dialog: Einführung in das Lotos-Sutra“, Q.E.D. 07.08.2005)

    Buddha offenbart hier das Innerste seines Wesens,
    sein unvergängliches ewiges Leben,
    das aus unermesslicher Vergangenheit kommt,
    die Gegenwart erfülltund in unermessliche Zukunft reicht.
     
    Graf Dürckheim vergleicht diese Aussagen
    mit dem Satz von Christus:
    `Ehe denn Abraham war, BIN Ich´ [Joh 8,58].
     
    Jeder Mensch ist nach Buddhas Meinung fähig,
    die Buddha-Natur,
    den Samen des ewigen Lebens,
    in sich zu entfalten.

    All dies ließe sich entsprechend auch christlich formulieren, dass jeder Mensch die Christus-Natur in sich entfalten und damit – Christus gleich – selbst zum Christus und/oder einem Mit-Christus werden kann (vgl. Kol 1,24; I Joh 4,16; 3,16; I Petr 2,21-24) – wie Buddha, durch den bereits der ewige Christus und Tathagata hindurch strahlt und spricht, so dass Buddha (- in Tathagata-Christus, wie letztlich Tathagata-Christus in Buddha -) darum auch rechtens göttliche Verehrung genießt.
     
    Ein Mensch, der – wie Siddharta Gautama – in Liebe und Mitgefühl für all seine Mitgeschöpfe gleichsam aufgeht, geht gleichsam in Christus auf, spiegelt Christus wieder und kann anderen zum wegweisenden Christus werden. Vgl. hierzu die Anmerkung G / 072b!

  13. ↑M vgl. Ex 6,2-3; Jes 63,13 Röm 10,12-13.18
  14. ↑N vgl. Jes 41,4-7; 30,18.25; Röm 1,23; Mk 4,33; I Kor 9,20-22; 13,8-12; 3,18; Mal 1,11.14; 3,20
  15. ↑O vgl. I Joh 4,16; I Kor 13,4-7; I Tim 2,4; 4,10; Tit 2,11; I Joh 2,1-2; 3,19-20; II Tim 2,12; Röm 3,22-24; 5,20-21; 11,29.32.36
  16. ↑P vgl. Joh 1,14; Luk 1,35; Phil 2,7; Hebr 1,3
  17. ↑Q1 ↑Q2 ↑Q3 ↑Q4 ↑Q5 ↑Q6 ↑Q7  vgl. Kol 1,15-16; Apk 3,14; Apk 22,16 – vgl. Ijob 38,7; Jes 14,22; Luk 1,78; Mi 5,1. Siehe auch unter IX/X / 038a!
  18. ↑R Verdrängung und Absonderung der Finsternismacht (vgl. Luk 22,53; Act 26,18; Kol 1,13; I Thess 5,5; Eph 6,12) durch das hervortretende göttliche Licht: vgl. Joh 1,1-5.9; Gen 1,1-3; II Kor 4,6; II Petr 1,19; Verdrängung der lebensfeindlichen Chaosfluten der Tiamat: Gen 1,6-7 – Ijob 38,3-11; 9,13; 26,12; Ps 42,8; vgl. Kapitel II / 073
  19. ↑S Vgl. II Kor 4,4; Kol 1,19; Hebr 1,3.9; 4,14. Dies war auch eine urchristl.-gnostische Vorstellung: Vgl. II / 039a!
  20. ↑T1 ↑T2 vgl. Ex 3,2.4.6.14-15; – Jdc 6,11-24; 13,11.15-23 – im Gegensatz zu Apk 19,10; 22,8-9. In Sach 3,1-5 zeigt der Engel des Herrn bereits deutliche Züge Christi (vgl. Röm 8,31-34; Hebr 7,25-27).
     
    (042) Dem „Engel des Herrn“ war übrigens – vor dem Lager, außerhalb des jüdischen Zelten-Verbundes um die Stiftshütte, das Zelt Gottes (vgl. Hebr 9,1-10.24-28); – ein weiteres, zweites Zelt errichtet – für eine unmittelbare Gottesbegegnung (Ex 33,7-11; Lev 16,15-16), für die kein Sühneopfer notwendig war – und DAS (- man höre und staune! -) in der angeblich streng monotheistischen Religion des Judentums, welches die Unteilbarkeit Gottes erklärt! (Dtn 6,4).
     
    Auch in Sach 2,11-17 erscheint der „Engel des Herrn“, identisch mit dem „Herrn der Heerscharen“, als vom (selben!) „Herrn der Heerscharen“ – wie von einer anderen Person – in die Welt entsandt (vgl. Joh 17,8).

    Dass es außerhalb des jüdischen Lagers um das Heiligtum mit seinem Opferdienst noch eine andere Stätte einer unmittelbaren Gottesbegegnung gab, könnte überdies aber auch ein prophetisches Zeichen dafür sein, dass die göttliche Liebe tatsächlich auch „außerhalb des Lagers“ jüdisch-christlicher Sühne-, Blut- und Opfer-Theologie (vgl. Hebr 13,11-13) unmittelbar erfahrbar und erlebbar ist – für alle, die in kindlicher Einfalt danach verlangen (vgl. Luk 18,17; Mt 21,15-16; 11,25.28-30; 5,8; 7,7; Jes 57,15; 66,1-2). Mit den Worten Mahatma Gandhis formuliert: Wenn denn Christus wirklich der universale Erlöser-Christus aller, die völlig selbst-lose, bedingungs-lose, un-bedingte, un-verlierbare göttliche Liebe ist (vgl. I Joh 4,16; I Kor 13,4-8), dann gilt: „Christus gehört nicht allein den Christen, sondern allen“ (vgl. I Joh 1,1-2; I Tim 4,10; Tit 2,11) – auch selbst denen, die es noch nicht wissen, erfassen und glauben können!

    (074) Darum ist die göttliche Liebe und All-Barmherzigkeit jedem erfahrbar (Röm 10,11-12.18; Kol 1,6.23; Jes 41,4-7), auch ohne Kenntnis oder Verständnis (und Annahme) des Christus-Bekenntnisses (vgl. Röm 3,29; 2,14-15.28-29; 9,30; 3,23-24; 5,17; Gal 3,7.9), dass letztlich selbst auch dem bekennenden Christen ein unfassliches göttliches Mysterium bleiben muss (Jer 33,2-3; I Kor 2,9; Ps 118,23; Röm 11,33-36).

    Und doch gilt auch hier: Niemand kommt zum Vater als durch Christus allein (Joh 14,6); und wo jemand – auch außerhalb des Christus-Bekenntnisses – von der göttlichen Liebe berührt, ergriffen und verwandelt wird, geschieht dies aus der unendlichen Liebe des Christus (vgl. Röm 2,28-29; Mt 11,27; Gal 4,5), die sich mitteilt, wo und wann immer Sie will (vgl. Joh 3,8; 082c).

  21. ↑U ↑U2 Joh 8,56-59; Gen 14,17-20
  22. ↑V vgl. Hebr 5,6.10; 6,20; 7,17.21; Hebr 7,26-27; 9,26; 10,10
  23. ↑W Vgl. Gal 4,4; Röm 1,3-4; 9,5; Dtn 18,15.18; Röm 4,17; Koh 3,15. Tatsächlich wird der himmlische Melchisedek, mit dem Christus sich identifiziert (vgl. U2), zugleich aber auch wie eine andere, für sich eigenständige zweite himmlische Person neben dem irdischen Jesus beschrieben, die jedoch dem Gottessohn bis zur Wesens-Identität gleicht (Hebr 7,1-10) – zumal es für die Universal-Erlösung nach göttlichem Zeugnis nur EINEN geben kann (vgl. Joh 14,6; Act 4,12; I Tim 2,5; Kol 1,19-20; Jes 42,8).
     
    Diese Ambivalenz kennt auch der Buddhismus: Ist eine Re-Inkarnation die Wiederkunft der zuvor erloschenen Person oder aber eine völlig neue, eigenständige Person, deren so konstituierte Individualseele mit ihrem Tod für immer erlischt? (Vgl. Anmerkungen zu XXII. B / 040!)
     
    Denn keine Person kommt – sei es durch Re-Inkarnation oder Auferstehung (Röm 4,17; I Kor 15,35-38; II Kor 5,17; I Joh 3,2) – je so wieder, wie sie einst war (Ijob 14,10-14)!
     
    (032) Auch in Hinblick auf Johannes den Täufer, der einmal als eigenständige Person(, die nur) in der geistigen Nachfolge des Elia (steht; vgl. Luk 1,17; Joh 1,21), dann aber wiederum als der re-inkarnierte Elia selbst vorgestellt wird (Joh 1,22-23; Mal 3,1.23; Mt 11,14; 17,11-12), findet sich dieser scheinbare Widerspruch.
     
    Keine Person kehrt in dem Raum-Zeit-Kontinuum dieser Schöpfung jemals so wieder, wie sie einst war (vgl. Ijob 14,10-12). Alles, was wir an uns als unser „Ich“ wahrnehmen, ist beständigem Wandel und der Vergänglichkeit unterworfen (Röm 8,19-21). Ich bin nicht mehr das Kind, das ich einst war (I Kor 13,11) und wandle mich täglich (I Kor 15,31). Und trotzdem bleibe ich (ich), selbst in völliger Bewusstlosigkeit, sei es im Tiefschlaf oder im Tod (bei einem zeitweiligen Verbleib im Hades, zwischen Tod und Wiedergeburt; vgl. Mt 9,24; Luk 20,37-38; Koh 9,5-6.10; I Sam 2,6; Ps 104,29-30; 63,10; 139,15), wo mein „Ich“ sich nicht einmal seiner selbst noch gewahr ist.

    Die Person, die mit ihrem Lebensabend vergeht, legt gewissermaßen den Keim für die, die am nächsten Lebensmorgen entsteht (vgl. Ijob 14,7-10; 29,18-20; I Kor 15,25-28; Röm 4,17; Koh 3,15; Ps 63,10; 139,15; Joh 3,4.6.63; 1,13; I Petr 1,23). Im Grunde vollzieht sich das jeden Morgen, dass ich ein klein wenig, ein ganz klein bisschen – unmerklich – als eine andere Person erwache, als ich es am vorigen Morgen gewesen war – nur vollzieht sich das bei einem Erwachen aus dem Todesschlaf in einer noch weit umfassenderen, drastischeren, den Leib und die Seele, die ganze Person umgreifenden Weise.
     
    So ist die Wiedergeburt, die aus mir hervor geht, eine ganz andere, neue Person und Identität, und geht doch ganz und vollumfänglich aus der alten, vergehenden Person und Identität hervor, bildet doch ganz deren Wiedergeburt und ist – im vollumfassendsten Sinne meiner ureigensten, gerade auch spirituellen Zeugung (vgl. Mt 23,15.31; Gal 4,19; I Kor 4,15) – das Kind des Geistes und Wesens, das ich einst gewesen bin (vgl. Mt 23,29-36), das vergangen ist: Jene Wiedergeburt ist im ureigentlichesten Sinne das Geisteskind meiner selbst, das – bei aller Chance auf einen Neubeginn (Ijob 33,23-28.29-30; Thr 3,22-23) – darum auch als mein wahres spirituelles Kind und Erbe mein Karma zu tragen hat – im Schlechten bis ins dritte und vierte Glied (einer Wiedergeburt), im Guten aber bis ins tausendste Glied (vgl. Ex 20,5-6; 34,6-7). (Denn Gott bestraft keineswegs die Kindes-Kinder für die Vergehen ihrer Vor-Väter, sondern auf jede Seele fallen die „früheren“ Untaten vorausgehender Leben in ihrer eigenen Wiedergeburt zurück [vgl. Jer 31,29-30; Ez 18,4.20; Dtn 24,16; Röm 14,12; Jes 65,7].)
     
    Dieses mein ureigenstes spirituelles Kind und Kindeskind, meine eigene Wiedergeburt, die ich selbst bin, hat meine inneren, spirituellen Altlasten mitzunehmen und zu tragen – weil dieses Kind, wenn auch eine andere, neue Person, doch wieder ich selbst bin (Röm 4,17; Koh 3,15)nicht (was ungerecht wäre) meine Kinder und Kindeskinder im biologischen Sinn (vgl. Jer 31,29-30; Ez 18,4.20; Dtn 24,16; Röm 14,12; Jes 65,7). Das heißt: Ich lege jeden Tag den Grundstein für die Person, die morgen aus mir erwächst – und sei es an meinem nächsten Lebensmorgen. Diese Person, die kommen wird, ist meines Geistes Kind und ich ihr geistiger Vater, ihre geistige Mutter, ihr Schöpfer – wie auch Gott-Vater und Gott-Sohn, deren Spiegel ich bin (Gen 1,26), Sein eigener Vater und Schöpfer, Sein eigener Sohn und Sein Geschöpf sind (vgl. I Joh 5,20; Röm 9,5; Kol 1,15; Apk 3,14; 075a).
     
    Und darum werde ich – als „Negativ Gottes“ – im Teufelskreislauf (Jak 3,6) meiner fleischlichen Wiedergeburten verbleiben (Joh 3,4.6; 6,63; 1,13; I Petr 1,23), bis ich – dieses sinnlosen Samsara´s überdrüssig geworden (Jes 57,15) – bereit für Sein Wunder einer gänzlich neuen, radikalen Neu- und Wiedergeburt aus Seinem Geist reinster, selbst-loser göttlicher Liebe geworden bin (Joh 3,3.5).

    (052) Wenn ich aber so beständig – bei jeder Reinkarnation sogar radikal (vom Leiblichen bis ins Seelische hinein) – meine Person, Persönlichkeit und Identität wechsle: Was ist dann mein ureigentliches „Ich“, die Konstante in allem Wandel (- selbst dem radikalsten Wandel einer bis zur Wurzel meines Seins und meiner Wesensgesinnung reichenden geistlichen Neugeburt: vgl. Joh 3,3.5; II Kor 5,17; Eph 2,1-10)?
     
    Diese letzte Konstante muss außerhalb von Raum und Zeit liegen (vgl. Hebr 1,10-12; 6,19), gänzlich außerhalb unserer Vorstellungskraft (vgl. I Kor 2,9), jenseits von allem, was wir bislang für unser „Ich“ halten – in einem allem Wandel entzogenen, allen Wandel umschließenden, ewig in sich fassenden „Selbst“ (Röm 11,36; Koh 12,7; Eph 4,6) – mag man diese Ur-Identität, unser aller Ursprung, Bestimmung und Ziel, Gott nennen, Brahman, Tathagata oder Christus (vgl. Röm 11,26; Kol 1,16-17.27-28; 3,3-4.11; Gal 3,27-28; Hebr 13,8; Joh 1,9; I Joh 3,2; II Kor 5,14-15; I Kor 15,28; 13,12; Mt 17,8; 084d).
     
    Was auch immer unser ureigentlichstes „Ich“ sein mag, jenseits unserer zeitlichen Individual-Person und flüchtigen augenblicklichen Identität, die wir mit unserem eigentlichen „Selbst“ verwechseln: Es ruht unverlierbar in Gott (Hebr 6,19). Oder – um es mit den Worten Dietrich Bonhoeffers auf seine Frage (seines Gedichtes) „Wer bin ich?“ zu sagen: „Wer ich auch bin: Du kennst mich, oh Herr.“ (vgl. I Joh 3,19-20)

  24. ↑X1 ↑X2 (057a) (057b) Vgl. I Petr 1,20; Dtn 18,15.18; Luk 23,35; Act 2,23; Jes 42,1; Act 3,13; 4,27-28; Gal 1,15, Luk 1,15.35. Betrachtet man die göttl. Entäußerung (Phil 2,6) als einen Prozess, der von den Uranfängen der Schöpfung her ihren Anfang nimmt (Luk 1,78; Mi 5,1; Hebr 4,14) und in der Auslöschung eines himmlischen Gottes-Geschöpfes im Nichts endet (vgl. Hebr 7,26-27; Ps 82,1.6-7/II Kor 5,14-15; Kol 1,19-20), dann nimmt der Schöpfer in jener Eizelle im Leib Marias tatsächlich einen Neu-Anfang als ein kleines hilfloses Menschenkind (vgl. Gal 4,4; Röm 9,5; Jes 9,5), als ein irdisches Geschöpf – in und für sich selber ohne jede prä-existente Vorgeschichte, das wie jedes Geschöpf ungefragt in eine so bereits vorbefindliche Welt hinein geworfen und geboren wird und sich im Lauf seines Lebens die ewige göttliche Heiligkeit, gleichsam ohne Netz, erst leidvoll bis zur Selbst-Aufgabe erwerben muss (vgl. Hebr 5,6-10; 2,11) und dadurch (stufenweise: durch `Adoption´ in der Taufe und Auferstehung) die Gottheit erlangt (vgl. Luk 3,22/Ps 2,6-7; Röm 1,3-4), in welche sie die ganze Schöpfung mit hinein nimmt (Eph 1,9-11; I Kor 15,25-28) – und die Schöpfung sieht in der Geburt dieses ihres eigenen Kindes (Apk 12,1-6; Joh 16,21-22; Sach 12,10; Mt 12,48-49; Luk 11,27-28; Gal 4,4.19) tatsächlich die Geburt ihres eigenen Schöpfer-Gottes als ein Geschöpf selbst (075b), weil dieser in Seiner anfangs- und endlosen Unendlichkeit Seine eigenen Ursprünge von Ewigkeit her in diesem, einem Geschöpf erkannt und erwählt hat (I Petr 1,20; Jes 42,1). Vgl. hierzu die Anmerkungen zu XXVIII. F / 041!
     
    Ehe also die Welt, ehe Nazareth war, war schon Jesus – ein Kind der Welt, ein Kind aus Nazareth (vgl. Joh 8,58) – und Gott-Christus brachte aus sich nur wieder hervor, was Er in und mit sich schon ewig in sich vorfindet und sieht (Kol 3,14-15). So bestätigt und begrüßt der göttliche Christus durch Sein zustimmendes „Ja“ und „Amen“ Seine göttliche Wirklichkeit in Schöpfer und Schöpfung (vgl.II Kor 2,19-20; Apk 3,14).

  25. ↑Y1 ↑Y2 ↑Y3 ↑Y4 ↑Y5 ↑Y6 Die Gleichsetzung Christi mit dem noch größeren Vater (vgl. Joh 10,28-29; Mk 13,32; 10,18), aus dem der Sohn ausgegangen ist und zu dem Er zurück kehrt (vgl. Joh 16,28; 17,5.8; 14,28), [- wenngleich Christus in diesem Äon aufgrund Seiner Entäußerung unter Ihm (vgl. Phil 3,6-11; I Kor 15,25-28) in völliger Abhängigkeit zu Ihm (vgl. Joh 3,27; 5,17.30; vgl. 15,4) steht – ], findet sich in Joh 1,1-3.14; 14,1.8-10; 20,28; Röm 9,5; I Joh 5,20; Apk 1,8; 22,12-13.20 (vgl. Jes 44,6); Kol 1,19-20; 2,9; Jes 9,5; Mt 1,21-23. –
     
    Die Unitaristen stellen – christlich völlig korrekt! – fest, dass uns sowohl im Sohn, Jesus Christus (vgl. Joh 14,8-9; 1,11; Jes 9,5; Röm 9,5), als auch im Geist (Joh 4,24) keine andere Person begegnet als der Vater selbst, der eine einzige unteilbare, in sich einheitliche, wesens-eine Person ist (Dtn 6,4; Jes 45,5; 43,10; 44,6). Sie lehren, dass der Vater zum Geist (vgl. Kol 1,15-16; Apk 3,14; Hebr 1,14), der Geist zum Sohn wurde (vgl. Phil 2,6-8; Luk 1,78.35; Kol 1,29-20; 2,9), welcher wiederum zum Geist geworden ist (vgl. I Petr 1,18-19; I Kor 15,25), der einst der Vater wird (vgl. I Joh 5,20; I Kor 15,28). Auch das ist christlich völlig korrekt.
     
    Die Unitaristen (die wegen ihres streng monotheistischen Ein-Gott-Glaubens das Trinitätsdogma ablehnen) verkennen dabei allerdings, dass uns die eine Gottes-Person nicht nur in drei `verschieden´ anmutenden Personen begegnet, sondern dass es – überdies – diese drei Personen auch in einem `Innen-Verhältnis´ der Gottes-Person gibt, die sich selbst als eigenständige Personen gegenübertreten – wie etwa bei der Taufe Jesu, wo der Geist als eigenständige Person wiederum vom Vater als eigenständiger Person auf Jesus als eigenständige Person herab kommt (Luk 3,21-22; Joh 1,32.34; siehe aber auch Mt 26,39.42; Joh 14,16-18; Act 2,33).
     
    Wie das zusammengeht, dass Gott aus drei Personen besteht, die doch nur eine einzige Person bilden, ist das große Mysterium, das im Trinitätsdogma umschrieben ist. Auch die Zwei-Naturen-Lehre über Jesus von einem göttlichen Christus und menschlichen Jesus, die – gleich zwei eigenständigen, einander ausschließenden Personen – unvermischt nebeneinander wie ungetrennt ineinander, in der einen Person Jesu Christi existieren (z.B. Joh 16,30 – Mk 5,30; 13,32), umschreibt dieses Mysterium – nur von einem anderen Blickwinkel aus. Die göttliche Natur Jesu ist der Vater, die menschliche Natur Christi der Sohn. Verstehbar wird dieses Mysterium, wie eine einzige, in sich unteilbare Person, zugleich in drei sich selbst gegenüberstehenden Personen existieren kann, vielleicht durch Einsteins Relativitäts-Theorie, die in Science-Fiction-Filmen interessante Ausgestaltung erfährt, wo sich ein und die selbe Person durch Zeitreisen gegenüber tritt, wie Admiral Janeway gleichsam als `Mutter´ Captain Janeway als `Tochter´ (in der Star Trek Voyager – Abschluss-Episode „Endgame“):
     
    Unsere lineare Zeit(-Wahrnehmung) ist nicht die ganze Wirklichkeit. Die absolute Gottheit – `Vater´ genannt – ist eine Lebendigkeit in zeitloser Überzeitlichkeit, in welcher alle Zeiten zusammen fallen und jeder flüchtige Augenblick ewig anhält (vgl. Hebr 1,12; II Petr 3,8). Dieser `Vater´ kann sich selbst auch in der zeitlichen Person gegenübertreten, in deren Zeit Er nicht `Vater´, sondern jene zeitliche Person des `Sohnes´ ist (vgl. Joh 8,58; I Petr 1,20). Ähnlich verhält es sich mit dem Geist, der in einer – zu unserem Zeitverlauf – doch überzeitlichen Zeitlinie der Engel existiert (vgl. Eph 1,20-21; I Petr 1,11; 3,18-20: der nach-österliche Geist Christi zeigt – gleichsam aus dem Rückblick auf das Christus-Leben, aus dem Er hervor geht – den in vor-christlicher Zeit lebenden Propheten [für sie noch] zukünftige Heils-Ereignisse Seines vorausgehenden Christus-Lebens; Luk 24,26-27). Dass jene überirdischen Engelswesen in einer anderen, höheren Zeitebene existieren müssen, zeigt sich beispielsweise in dem Umstand, dass jene `älteren Geschwister´ des Menschengeschlechts (vgl. Apk 22,8-9; Luk 20,35-36) offensichtlich (wenn auch beschränkt) Einblick in unsere Zukunft haben und diese durch Medien – seien dies nun okkulte Wahrsager oder christliche Weissager – mitteilen können (vgl. Est 1,13; Dan 2,2; I Chr 12,33).
     
    So ist es – eingedenk der zeitlichen Relativität – durchaus denkbar, dass die in sich eine, einheitliche Gottesperson sich selbst doch – von verschiedenen Zeit-Ebenen her – in drei Personen begegnet: in der alle Raum-Zeiten und Zeit-Räume umschließenden Universal-Person des `Vaters´, in einer über-zeitlichen Person des `Geistes´, des himmlischen Christus, und einer zeitlichen Person des `Sohnes´, des irdischen Jesus, in welchem letztere Personen in unserer Lebenswirklichkeit wahrnehmbar geworden sind (Joh 1,18).

  26. ↑Z (076) Wenn die Gottheit selbst die reinste Liebe ist (I Joh 1,5; 4,9), wird Sie das leidvolle Geschäft der Erlösung durch den größten Liebesbeweis der Selbstaufgabe (Joh 15,13) keinem anderen Wesen aufbürden (Hebr 2,10), sondern selbst übernehmen (Joh 10,11-12; 1,14.16; Kol 1,19-20; 2,9), wofür Sie auch rechtens allein ewige Anbetung und Verehrung verdient (Jes 42,8; 45,24; Sach 12,10).
  27. ↑AA vgl. Eph 1,9-11; I Kor 15,25-28; 3,22-23; I Joh 5,20
  28. ↑AB1 ↑AB2 Der Streit darum, ob Christus ein (himmlisches oder rein irdisches, für die Großtat der Welterlösung auserwähltes) göttliches Geschöpf (Arianer) oder der eine geschöpf-gewordene Gott selbst (Athanasianer) ist, (der allein aller Welt Erlöser ist und sein kann – und sonst keiner mehr – vgl. Z / 076), hielt bis ins 8. Jhdt. an, wo die letzten Arianer, die sich in Germanien hielten, mit blutiger Gewalt auf das Trinitäts-Dogma zwangsbekehrt worden sind.
     
    Heute findet sich diese `arianische´ Auffassung (von Christus als ein engelsgleiches himmlisches Gottes-Geschöpf, einen mit der Erlösung betrauten Unter-Gott von Gott) noch bei der christl. Religionsgemeinschaft der „Zeugen Jehovas“ sowie in vereinzelten christl. Freikirchen und Sekten. Auch die Ostkirche betont eine gewisse Subordination (Unterordnung) des Sohnes unter den Vater, wenngleich sie dabei aber den Sohn trotzdem ganz auf der Seite des Schöpfers gegenüber der Schöpfung belässt und ebenso die Wesens-Einheit des göttlichen Sohnes mit dem noch größeren göttlichem Vater bekennt.

  29. ↑AC1 ↑AC2 vgl. Hebr 1,9; Joh 20,17.28
  30. vgl. Joh 10,33-35; Ps 82,1.6; Gen 6,2; Luk 20,36; Röm 1,4; Hebr 2,10-11; Joh 20,17
  31. ↑AE1 ↑AE2 Vgl. I Petr 1,20; Dtn 18,15.18 ( Ex 4,16; 7,1-2!); Luk 23,35; Act 2,23; Jes 42,1; Act 3,13; 4,27-28; Gal 1,15, Luk 1,15.35; Mk 10,18; Joh 5,18; 10,33-35; 20,17; Mt 5,45.48; 6,9; Gal 4,4.6; Hebr 2,10-11
  32. ↑AF Unter dem Blickwinkel dieser Fragestellung könnte man sogar den Islam als eine christliche Sekte betrachten, da „Jesus“, „Isa“, hier (nach Mohammed, dem `Siegel der Propheten´,) als der wichtigste Gottes-Prophet verehrt wird, der sogar durch (oder als) Gottes Wort (Koran, Sure 3,40; 4,169; 19,35) und (/oder) Geist (Sure 4,169; 21,91) ohne Zutun eines Mannes in den jungfräulichen Schoß Marias gegeben worden ist (Sure 2,81; 3,40; 21,91; 3,42.52; 19,36) und auch mit Maria in die Himmel aufgenommen wurde (Sure 3,48; 5,117; 19,34; 3,40; 23,52; 21,91), von wo seine Wiederkunft erwartet wird (Sure 43,61; 4,157) – wie beim Christentum, oder (wohl noch passender:) wie die Wiederkunft des größten jüdischen Propheten Elia im Judentum (Mal 3,23), die das eschatologische Weltende einleiten und dem Jüngsten Gericht voraus gehen soll.
     
    Isa (/Jesus) ist nach muslimischen Verständnis folglich nicht in größerem Maße `Gottes Sohn´ als jeder gläubige Muslim (vgl. Joh 5,18; 10,33-35; 20,17; Hebr 2,11), wenngleich aber auch hier – darüber hinaus – ein hoch geachteter und verehrter Gottes-Prophet. Aus der Reihe der Gottes-Propheten ragt Isa allerdings nicht (Sure 2,130; 3,78; 5,79) – etwa als eine Art `Halb-Gott´ wie im Heidentum – durch eine göttliche Zeugung hervor (Sure 18,3; 19,36; 112,3) – wie aber auch nach christl. Verständnis die Empfängnis Christi (Luk 1,35) keineswegs zu deuten ist! (Vgl. Gen 6,1-4; Jud 6-7; ferner Joh 1,1-3.14; 3,31; 8,23.56-59; 17,5.8.24), – noch ist Isa mit Allah gleich zu setzen (Sure 5,76; vgl. Joh 17,3; Mk 10,17-18) – was die muslimische Einordnung Jesu vom Christentum allerdings unterscheidet (vgl. Joh 5,18; 14,8-9; 20,28; I Joh 5,20; Röm 9,5; Jes 9,5).
     
    Da Allah all Seine Propheten schützt und jeden für seine eigenen Sünden richtet (vgl. Ez 18,4; Dtn 24,16; Röm 14,10.12; 2,6-8!!!), ist den Muslimen ein stellvertretender Sühnetod dieses ihres Propheten Isa undenkbar (Sure 19,34; 4,156). Ebenso bedarf Allah, der Allbarmherzige, nicht eines solchen Opfers, um Seine Gnade und Sein Erbarmen gegen alle Umkehr-Willigen zu zeigen. (Vgl. hierzu Anmerkung zu T / 042 – prophetischer Gehalt des `zweiten Zeltes der Begegnung´, sowie Kapitel XV, 043a!)

  33. ↑AG griechisch: das Wort; vgl. Joh 1,1-3
  34. ↑AH Vgl. Kapitel II / 039b!
  35. ↑AI Denn vielleicht muss anstelle des „Entweder-Oder“ nur ein „Und“ treten. Dies wird möglich, wenn man die Ent-Äußerung Gottes – also die Aufgabe Seiner Gottheit, um Mensch zu werden – nicht als ein punktuelles Ereignis im Zuge der „Inkarnation“ (also als eine gleichsam blitzartige Niederkunft Christi bei Seiner „Fleischwerdung“) begreift, sondern als ein weit größeres, das ganze Raum-Zeit-Gefüge der Schöpfung über- und um-spannendes Christus-Geschehen, so dass sich die Ent-Äußerung Gottes in Christus gleichsam in Etappen vollzogen hat: in einer ersten göttlichen Selbst-Entäußerung im Ur-Anfang, in die himmlischen Welten, in ein himmlisches Engelswesen, dessen Aufgang die Engelswelten erleuchtet hat, und das darum – von allen Uranfängen der Schöpfung an – als der „Engel des Herrn“ vor Engeln und Menschen die Gottheit repräsentierte, … – und dann nochmals in einer weiteren Entäußerung bei der Zeitenwende, als auch jenes himmlische Engelswesen sich wiederum ent-äußerte und gleichsam ent-leibte, Seines himmlischen Lebens entledigte, um als Mensch re-inkarniert zu werden.
  36. ↑AJ Für diese Deutung spricht, dass Christus an verschiedenen neutestamentlichen Stellen mit dem himmlischen hohepriesterlichen „Friede-Fürst“, „Melchi-Zedek“, verglichen (Hebr 7,1-10) und bisweilen mit ihm gleichgesetzt wird (Joh 8,56-58) – einer himmlischen Priestergestalt, die schon Abraham Brot und Wein reichte (Gen 14,16-20), wie Christus später das Abendmahl.
     
    Wenn Christi Priesterdienst „nach der Weise Melchisedeks“ (Hebr 5,6.10; 6,20; 7,17.21) in der Selbst-Aufopferung bestand (Hebr 7,26-27; 9,26; 10,10), so muss auch jene himmlische Gestalt in himmlischen Regionen diesen Weg gegangen sein. Da es aber nach dem biblischen Zeugnis für Himmlische wie Irdische nur einen einzigen hohenpriesterlichen Erlöser gibt (vgl. Joh 14,6; Act 4,12; I Tim 2,5; Kol 1,19-20; vgl. Ps 82,1.6-7; II Kor 5,14-15.18-19), müssen diese beiden sich selbst opfernden Priester, der himmlische wie der irdische, die selbe Person Jesu Christi sein. Vgl. 044!

  37. ↑AK vgl. Hebr 1,2-6.9; 2,5-8
  38. ↑AL vgl. Hebr 1,14; II Kor 3,17; Act 8,26.29;27,23
  39. ↑AM Phil 2,6-7
  40. ↑AN Kol 1,15-16; Apk 3,14
  41. ↑AO Eph 1,9-11
  42. ↑AP I Kor 15,25-28
  43. ↑AQ Joh 5,19
  44. ↑AR vgl. Kol 1,24; Phil 3,10; II Thess 3,5; Gal 6,17; Mt 25,40.45; Hebr 4,15; Hos 11,8; Jer 23,9; Jes 42,14; Thr 1,12; 2,11
  45. ↑AS Joh 14,19
  46. ↑AT Joh 10,17-18
  47. ↑AU vgl. Kol 1,19-20; 2,9; vgl. auch das „uns“ in Mt 3,15; Gen 1,26
  48. ↑AV Das Christus-Geschehen wird als eine kosmen-übergreifende doppelte, zweifache Ent-Äußerung und „Ent-Hüllung“ Gottes verstanden: Erst ent-äußert und ent-hüllt sich der Ewig-Vater als der Geist (Joh 4,24; II Kor 3,17) aller Geister und Engel (Hebr 1,14), sodann dieser als Jesus von Nazareth, der Menschen-Sohn, der Er in Seiner zeitlosen Überzeitlichkeit schon immer war (Joh 8,58; I Petr 1,20).
     
    (087a) (087b) Diese doppelte Gottes-Enthüllung lässt Himmlische wie Irdische ihren wahren Ursprung und ihr wahres Ziel erkennen (vgl. Hebr 2,11; Röm 11,36), sowie das wahre Wesen der Gottheit in Ihrer „Offenbarung“ (= „Ent-Hüllung“) als sich frei – sowohl (erst) für Himmlische, sowie (dann) für Irdische (Kol 1,19-20) selbst bis zur vollendeten Selbst-Aufgabe verschenkende göttliche Liebe (Joh 15,13), die – bei Ihrer Rückkehr ins Himmlische und dann in Ihre universale Gottheit – all ihre Geschöpfe und Kinder, die Irdischen wie die Himmlischen, mit sich hinauf und wieder in sich hinein nimmt (II Kor 5,14-15; Eph 1,9-11; I Kor 15,25-28), auf das alles erfüllt sei von dieser göttlichen Liebe und diese Liebe alles erfülle (I Kor 13,4-13).

  49. ↑AW vgl. Hebr 4,14-15; I Joh 3,19-20
  50. ↑AX vgl. II Petr 3,15; Mt 18,22; Luk 17,4; I Kor 13,4-8; II Tim 2,13
  51. ↑AY vgl. Jes 9,5
  52. ↑AZ Hebr 4,15; Mt 25,40.45; 18,5.14; Joh 19,5